Die Haglund Ferse – ein Erfahrungsbericht Teil 1

Wer ist dieser Haglund?

Patrik Haglund war ein schwedischer Orthopäde. Nach ihm sind zwei Krankheitsbilder im Bereich der Ferse benannt. Morbus Sever-Haglund, eine bei Kinder auftretende Verknöcherungsstörung der Apophyse und die Haglund-Exotose, welche auch als oberer Fersensporn bezeichnet wird. Ich werde über den oberen Fersensporn berichten.

Wie entsteht ein oberer Fersensporn?

Wie so oft in der Medizin, gibt es nicht den einen Grund für den Fersensporn. Es gibt verschiedene Faktoren, welche die Entstehung begünstigen können:

  • Hohlfuß/Fehlbelastungen im unteren Sprunggelenk
  • Überbelastung im Sport
  • stehende Tätigkeiten
  • falsches Schuhwerk
  • mittleres Alter…
  • Übergewicht
  • erbliche Faktoren

Dabei können sich die Beschwerden jederzeit verändern. In der Regel führt eine Schonung beziehungsweise Entlastung meist zur Verbesserung der Beschwerden. Wichtig ist ein schnelles reagieren, weil bei andauernden Schmerzen die Veränderungen an Knochen, Sehne und Schleimbeutel weiter voranschreiten können.

Die Schmerzentstehung

Mehrere Strukturen können bei der Entstehung der Schmerzen beteiligt sein. Am Anfang steht aufgrund einer oder mehrerer der oben beschriebenen Faktoren eine Erhöhung der Zugbelastung auf der Achillessehne. Der erste Schmerz tritt daher meist im Bereich der Sehne und des Sehnenansatzes auf. Je länger der Schmerz und die erhöhte Zugbelastung anhalten, desto mehr Veränderung der beteiligten Strukturen können entstehen. Die knöcherne Entstehung des Fersensporns selbst geht mit einer Entzündung einher, welche schmerzhaft ist. Gleichzeitig kann es zu einer Entzündung des zwischen Sehne und Knochen gelegenen Schleimbeutels kommen.

Den Schmerz beeinflussen

Um den Schmerz zu beeinflussen, gibt es verschiedene Werkzeuge. Das simpelste ist wie erwähnt die Entlastung. Es gibt auch die Möglichkeit über Geleinlagen und Erhöhungen im Fersenbereich den Zug zu reduzieren und den Druck zu reduzieren. Aber gerade bei den Keileinlagen muss man beachten, dass man langfristige damit die Verkürzung der Strukturen begünstigt und somit das Problem nicht gelöst wird. Vielmehr sollte man auf orthopädische Einlagen, welche die Stellung des Fersenbeins und das Fußgewölbe korrigieren, zurückgreifen und das Schuhwerk ausreichend polstern sowie dafür sorgen, dass dieses optimal sitzt.

Ohne Physiotherapie geht nix!

Um den Schmerz langfristig zu verbannen muss ich allerdings aktiv werden. Die Zugbelastung muss reduziert werden, in dem ich Sehne und Muskulatur in ihrer Beweglichkeit verbessere. Dies gilt für die Achillessehne mit der Wadenmuskulatur (M.gastrocnemius + M.soleus), sowie für die Plantarfaszie welche über ihre Spannung das Längsgewölbe bildet (und ggf. einen Hohlfuß). Bei der Physiotherapie lerne ich verschiedene Dehnübungen und deren Umsetzung. Zusätzlich sollte die Therapie falls nötig auch eine Korrektur der Fußstellung und den Aufbau der Fußgewölbe beinhalten, sowie Eigenübungen diese aufzubauen. Ergänzend können Weichteiltechniken zur Entlastung der Sehne und der Muskulatur und manuelle Therapie zur Mobilisation des unteren Sprunggelenks durchgeführt werden.

Mit der konservativen Therapie zum Erfolg

Ein schnelles Eingreifen ist also Vorteilhaft. Je früher ich reagiere und Beweglichkeit, Fußstellung und Belastung reguliere, umso weniger strukturelle Veränderungen entstehen und umso besser ist meine Prognose, wieder beschwerdefrei zu werden.

Was wenn eine konservative Therapie nicht mehr ausreicht?

Leider läuft nicht immer alles so wie man es sich wünscht und jemand es in der Theorie in seinem Blogartikel beschreibt. Das bedeutet aber nicht, dass man dann nichts mehr tun kann.

Der Kampf gegen den Schmerz

Ich selbst hatte vor zehn Jahren das erste Mal Fersenschmerzen. Zunächst wie oben beschrieben hatte ich Schmerzen an der Achillessehne. Leider habe ich nicht direkt reagiert, sondern aufgrund des leistungsorientierten Sports, den ich damals intensiv ausübte trotz Schmerzen weiter trainiert und belastet. Der Schmerz war zu diesem Zeitpunkt auch noch gut auszuhalten. Es war lediglich ein leichter Anlaufschmerz und manchmal Schmerzen nach der Trainings- oder Wettkampfbelastung.

Über mehrere Monate blieb der Schmerz wechselhaft, aber verschwand nie ganz. Mit ersten physiotherapeutischen Maßnahmen konnte ich schließlich den Schmerz sogar komplett los werden. Zwei Jahre später beendete ich zumindest meine leistungsorientierte Sportlaufbahn und die Ferse spielte vorerst keine Rolle mehr.

Die Ferse schlägt zurück

Nach einer langen beschwerdefreien Zeit, entschloss ich mich meinen Sport wieder aufzunehmen. Und zunächst war dies komplett schmerzfrei möglich. Vor dem Training oder dem Wettkampf führte ich aktive Übungen, danach Dehnungen und zu Hause konsequent Übungen für die Beweglichkeit und den Aufbau der Fußgewölbe durch.

Leider kam trotz allem der Schmerz wieder, teilweise sogar in einer Intensität, dass er den Alltag massiv einschränkte. Diesmal reagierte ich direkt mit einer Belastungsreduktion, die Beschwerden verschwanden dennoch nicht vollständig. Aus diesem Grund suchte ich einen Fußspezialisten auf und lies mich über die meine Optionen aufklären. Nach einer eingehenden Anamnese, sowie einer Palpation und bildgebenden Maßnahmen empfahl der Arzt mir eine Operation. Natürlich hatte ich mir vorab bereits darüber Gedanken gemacht.

Konservative Therapie trotz OP ein Erfolg!

Wenn man pessimistisch ist, könnte man diese Aussage in Zweifel ziehen. Ich persönlich würde dies nicht so sehen. Also bin ich entweder ein hoffnungsloser Optimist oder man erkennt, dass ich über zehn Jahre keine Operation gebraucht habe. Wenn ich mich mit Cardio und Krafttraining zufrieden geben würde, dann wäre auch jetzt keine Operation nötig. Somit kann man festhalten, dass eine Operation, nicht nur auf den oberen Fersensporn bezogen immer eine individuelle Entscheidung bleibt, abhängig von den Lebensumständen und den persönlichen Zielen.

Wie die Operation abläuft und wie die Nachbehandlung aussieht, darüber berichte ich im zweiten Teil.

Nazario von NeoNorth Physiotherapie Stuttgart