Haglund OP – Erfahrungsbericht Teil 2
Wann ist eine OP sinnvoll?
Wie ich in dem vorherigen Artikel beschrieben habe, sollte eine Operation immer die letzte Maßnahme darstellen. Natürlich gibt es Ausnahmen im Profisport, wo sich ein Athlet oftmals eine lang andauernde konservative Therapie mit ungewissen Erfolgschancen schlicht nicht leisten kann. Aber für den Großteil der Betroffenen ist die konservative Therapie definitiv das Mittel der Wahl.
Konservative Maßnahmen führen nicht zum erwünschten Erfolg
Jeder hat eigene Vorstellungen, Anforderung und Ziele was seine körperliche Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit angeht. Aber alle Menschen eint, dass sie Schmerzen vermeiden möchten. Wird der Leidensdruck aufgrund von Schmerzen zu groß, kann die Lebensqualität enorm darunter leiden. Und es ist nur verständlich, dass es gilt diesen Zustand hinter sich zu lassen. Doch wo finde ich adäquate Unterstützung bei meinem Vorhaben? Bei der konservativen Behandlung wird das vermutlich erstmal mein Hausarzt und eventuell ein Orthopäde sein, welche mich dann im Idealfall mit Rezepten für Schuheinlagen und Physiotherapie ausstatten. Dort finde ich Fachleute, die mich bei der Umsetzung erforderlicher Maßnahmen in den Alltag unterstützen.
Den richtigen Spezialisten finden
Mittlerweile ist es eigentlich Standard, dass nicht jeder Arzt, jede Operation durchführt. Orthopäden und Chirurgen setzen Schwerpunkte in ihrer Aus- und Weiterbildung um in einem bestimmten Bereich mehr als „nur“ gut zu sein, sondern ein echter Spezialist. Deshalb lohnt sich die Recherche, um jemanden zu finden, der sich eben auf den Themenkreis Fuß spezialisiert hat. Für seine Diagnose wird der Arzt entweder auf einigermaßen aktuelle, vorhandene Röntgenbilder zurückgreifen, oder selbst eine Röntgenaufnahme veranlassen. Falls Weichteile wie die Achillessehne oder der Schleimbeutel beurteilt werden müssen, ist zusätzlich eine MRT (Magnet-Resonanz-Tomografie) notwendig.
Grundsätzlich kann man sagen, dass je weniger die Achillessehne beteiligt, also verändert ist, desto leichter sich der Eingriff gestaltet und umso schneller ist man wieder auf den Beinen.
Der operative Eingriff
Bei der Operation wird das überschüssige Knochenmaterial, also der Sporn, entfernt. Zusätzlich wird meistens der Schleimbeutel (Bursa subachillea) zwischen dem Fersenbein (Calcaneus) und der Achillessehne (Tendo calcaneus) entfernt. Je nach dem wie viel und wo Material abgetragen werden muss, werden einige Fasern der Achillessehne abgelöst um agieren zu können. Zusätzlich muss der Operateur auch eventuell vorhandene Verknöcherungen an der Achillessehne entfernen. Diese Verknöcherungen können bei einem lang anhaltenden Reizzustand der Sehne entstehen. Ein erfahrener Arzt, kann das Ganze meist in weniger als einer Stunde durchführen, so dass nur eine kurze Anästhesie notwendig ist. Der entfernte Schleimbeutel bildet sich mit der Zeit wieder neu, der Reossifikation (dem erneuten Verknöchern) der Sehne wird mit der Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten nach der OP entgegengewirkt.
Das Erwachen
Nach dem Eingriff ist eine Ruhigstellung des Fußes notwendig. Bei mir war es so, dass ich mit einem abnehmbaren Stiefel an meinem Bein aufgewacht bin, dieser also direkt vom Arzt angelegt wurde. Nach der OP konnte ich mich selbständig von der Liege in einen Rollstuhl setzen. Mit dem Rollstuhl ging es dann ins Zimmer, damit ich mich noch etwas ausruhen kann. Den ersten Tag verbrachte ich beinah ausschließlich im Bett, konnte aber alle unbedingt notwendigen Wege alleine bewältigen. Die erste Phase in der Wundheilung, welche als „Entzündungsphase“ bezeichnet wird, macht es zunächst notwendig den Fuß zu schonen und das Bein hochzulegen. In dieser Phase reagiert der Körper auf den Eingriff, der nichts anderes als eine geplante Verletzung darstellt, mit einer erhöhten Durchblutung und einem gesteigerten Stoffwechsel. Es kann in dieser Phase, die circa eine Woche dauern kann zu einem Ruhe-, Dauer- und/oder Nachtschmerz kommen. Andere Entzündungszeichen wie Schwellung und Rötung sind neben den Schmerzen ebenfalls normal. Ich persönlich hatte keinerlei Schmerzen und auch die Schwellung hielt sich in Grenzen.
Der Eingriff wäre auch ambulant möglich gewesen, wobei ich vor allem nach eigener Erfahrung froh bin, dass ich auf den Arzt gehört habe und eine Nacht in der Klinik geblieben bin. So konnte der Operateur meinen Fuß am nächsten Morgen direkt inspizieren und nach der Röntgenkontrolle den Verbandswechsel durchführen. Da alles in Ordnung war durfte ich danach mit meinem Entlassbrief in der Hand nach Hause.
Der schwierigste Teil – Geduldig sein
Nachdem der Eingriff gut überstanden war, kam für mich der wohl schwerste Teil: Bein(e) stillhalten!
Wie erwähnt müssen einige Fasern der Achillessehne abgelöst werden und wurden anschließend wieder vernäht. Dies ist der Hauptgrund, weshalb nun erstmal für 2 Wochen 20kg Teilbelastung und Unterarmgehstützen auf dem Programm standen. Bei einer zu hohen Belastung der Sehne, riskiert man andernfalls eine Achillessehnenruptur. Deswegen sollte man sich dringend an die Vorgaben des Operateurs halten.
Ein bisschen Langeweile und Muskelkater
Wenn ich mich bisher gefragt habe, warum der eine oder andere Streaming Dienst unbedingt notwendig ist, so kann ich diese Frage nun eindeutig beantworten: genau für diese Situation. Während ich mein Fachwissen über die Marvel Filme enorm ausgebaut habe, führte ich bereits erste Übungen für mein Bein durch. Ein paar Dinge kann man nämlich schon machen und sie helfen nicht nur gegen Langeweile, sondern auch den Heilungsprozess zu optimieren:
- Hochlagern des betroffenen Fußes (Faustregel: mindestens Herzhöhe wenn möglich)
- Entstauende Maßnahmen (Ausstreichungen vom Knöchel/Fuß in Richtung Körpermitte)
- Anbewegen des oberen Sprunggelenks (im schmerzfreien Bereich!)
- Mobilisation der angrenzenden/umliegenden Gelenke (Zehen, Knie, Hüfte, LWS)
- Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur (Bein in Rücken- bzw. Seitlage wiederholt nach oben anheben, beispielsweise 4×12 Wiederholungen, dreimal täglich)
Da der Stiefel ein ordentliches Gewicht mit sich bringt, kann das „Training“ schon auch am Anfang zu Muskelkater führen. Was mich persönlich aber nicht sonderlich gestört hat.
Physiotherapie in der Frühphase
Natürlich bin ich was die Mobilisation und das Versorgen nach einer Operation angeht, aus beruflichen Gründen vorbelastet. Wenn man unsicher ist, oder es sich alleine nicht zutraut, macht es Sinn direkt nach der Entlassung mit Physiotherapie zu beginnen. Die Ziele habe ich oben genannt und können mit verschiedenen physiotherapeutischen Maßnahmen unterstützt werden:
- manuelle Lymphdrainage (Reduktion der Schwellung)
- Krankengymnastik (Kräftigung Oberschenkel, Anbewegen des OSG)
- manuelle Therapie (Weichteilmobilisation, Entspannung Muskulatur, wie beispielsweise im Schultergürtel durch das Gehen mit Unterarmgehstützen)
Trotz allem Eifer sollte man nicht zu viel machen. Eine gezielte Förderung der Beweglichkeit, Kraft und Wundheilung sind purem Aktionismus definitiv vorzuziehen. Und zwei Wochen sind überraschend schnell vorbei.
Wie sich der Übergang zur Vollbelastung gestaltet und was das vor allem physiotherapeutisch bedeutet, werde ich in Teil 3 beschreiben.